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23-09-07    Skijak im Baltikum

PREMIERE IN LITAUEN UND LETTLAND

Baltikum

PREMIEREN IN LITAUEN UND LETTLAND

Skijak im Baltikum

 

Die Skijaks erstmalig ins Baltikum mitzunehmen ist neben der technischen Umsetzung in erster Linie dem Umstand zu verdanken, dass wir bei unserem letzten Aufenthalt 2020 an mehreren Orten und Gewässern das Bedürfnis verspürten, hier mit unseren „Skiern, die am Wasser schwimmen“ paddeln zu wollen. Also Dachträger gekauft, rauf mit den Dingern aufs Dach unseres neuen Caddys und los!

Von Robert Koch

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TEIL 1 - AUFTAKT IM SÜDOSTEN LITAUENS

Oder: Aller Anfang ist schwer

Ziel 1 unserer diesjährigen Tour ist schon auf Grund der Anreise über Tschechien und Polen der südlichste der baltischen Staaten, Litauen. Bereits im Vorfeld habe ich mich via Internet schlau gemacht. Der Großteil der Befahrungsberichte stammt dabei erfahrungsgemäß aus den Federn deutscher Falt- und Schlauchboot-Fahrer, die uns durch ihre Beschreibungen und Dokumentationen den Weg zur Befahrung erleichtern. Für Gerlinde zählt vor allem auch die gefahrlose und einfache Befahrungsschwierigkeit.

Litauen ist vor allem im Süden und Osten ein Land der Seen und Flüsse, entwässert vom ausladenden Netz des Flusssystems um die Memel – zu Litauisch Nemunas. Im Westen warten Meer und Haff – hier dominieren allerdings Sandstrände und viel Schilf sowie unzugängliche Natur.

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Ankunft am See Dusai unweit der polnischen Grenze hinter Augustov und wir befinden uns mitten im idyllischen Regionalpark Meteliai. Nach anstrengender Anreise und Flucht vor der kontinentalen Hitze empfangen uns angenehme 22 bis 23°C … leider aber auch kräftiger Wind, der die Wellen im See hochpeitscht. Aber schon am 2. Tag beruhigt sich am Nachmittag die Lage und am Abend freuen wir uns nach ausgezeichnetem Essen mit selbst zubereitetem Hecht – aus dem Einkaufsmarkt – auf erste Runden im See. Die Fahrt durch die vorgelagerten Schilfinseln nahe dem Campingplatz Vitruna lässt unser Paddelfeeling voll aufflammen und auch am Ufer werden wir mit Applaus bedacht. Sogar ein Instruktions-Kurz-Kurs für den 11-jährigen Felix aus Köln inklusive.

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Vom Auftakt motiviert planen wir für kommenden Tag eine Befahrung der Memel, die sich von der weißrussischen Grenze kommend über Alytus und Kaunas zum mächtigen Strom entwickelt und im bekannten und geschützten Memel-Delta ins Kurische Haff mündet. Den Wohnwagen stellen wir im Camping Druskininkai ab und erkunden den Fluss nach Ein- und Ausstiegsstellen. In der bekannten Kurstadt werden wir rasch fündig und machen uns auf die Suche nach dem Ausstieg für eine lösbare Etappe, die ich bewältigen möchte. Doch nach mehr als 10 km drehen wir um und ändern unseren Plan – Suche nach Einstiegsstelle im Süden der Stadt.

 

Der Fluss entpuppt sich aber als teilweise tief in sandige und dicht bewachsene Uferbereiche eingeschnitten und ein Großteil der zugänglichen Bereiche ist Privatgrund und gesperrt. Langer Rede – kurzer Sinn: nach 2 Stunden brechen wir gefrustet und angefressen die Suche ab – Befahrung gestrichen! Auf geht’s nach Vilnius! Dort schauen wir weiter …

 

Wir packen den Wohnwagen wieder ab und, ohne dort irgendwie aufgefallen und registriert worden zu sein, geht’s auf die A4 und nordwärts. In Merkine flackert noch kurz die Idee auf, die am Zusammenfluss von Merkys – dem bekanntesten und besten Nebenfluss – und Nemunas befindliche Paddelszene zu begutachten, doch der Frust sitzt noch tief und wir fahren weiter.

 

In Semoje Varena erinnere ich mich spontan, hier einen attraktiven Campingplatz mit Kanuszene entdeckt zu haben, der allerdings keinen Hinweis bot, ob er für Wohnwagen tauglich sei. Die Lage direkt am Fluss scheint idyllisch, allerdings ist der Weg dorthin nicht einfach … nur durch meine Internet-Vorkenntnisse ahne ich die Richtung, ehe uns eine große Tafel in ein Wäldchen am Fluss leitet. Schon bei der steilen Abfahrt zum Camping Juostandis spüre ich die Tragweite unserer Entscheidung, nochmals spontan von der geplanten Route abzuweichen – auch Gerlinde hat zugestimmt, ist aber nicht restlos überzeugt … sie hatte schon von Vilnius geträumt!?!

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Fotos: Ankunft in Juostandis (oben links) /  Zugang zum Fluss & Relaxzone (oben rechts) / Flusssuche und schwieriger Zugang (unten links) /  Einstieg & Abfahrt im Merkys (unten Mitte & rechts)

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Eine ältere Dame empfängt uns, redet sehr freundlich auf Litauisch auf uns ein und ihr eilig herbeigerufener Mann hilft uns bei erster Orientierung. Strom vorhanden, Platz frei wählbar, sogar Sauna und Whirlpool da – hier bleiben wir! Mit Blick auf eine idyllisch gestaltete Strandlandschaft am Merkys, dem bereits erwähnten Paddelfluss, stellen wir gekonnt ab … sogar mit eigener Feuer- und Grillstelle. Holz gibt’s am Stapel zur Selbstentnahme.

 

Gerlinde ist noch immer skeptisch, also auf zur Stadtrunde nach Varena, dem lokalen Zentrum, in dem es alle Annehmlichkeiten gibt. Der Impuls, noch eine Paddelstrecke zu suchen, kommt von ihr, da sie wohl auch merkt, wie unruhig und unzufrieden ich ob des Desasters an der Memel bin – wir machen uns auf den Weg. Doch auch hier setzt sich der Frust fort, bis wir an einer Siedlung landen, wo ich ein kleines Seitenflüsschen zum Einstieg finde. Das löst den Knoten und der bislang angestaute Frust fließt sozusagen in den Kies des Einstiegs und den ersten Paddelmetern auf dem Merkys.

 

Die Strecke ist so gewählt, dass ich ca. 3 bis 3,5 km bis zum Camp zurücklege, das Wasser ist idyllisch, einfach und ruhig, sodass ich beschließe, mit Gerlinde am kommenden Tag die Strecke zu paddeln. Schilf am Ufer, Gräser am Boden, Enten, Fische, Biber – dazu eine angenehme Strömung ohne Schwallstrecken und viel fürs Auge plus freundlich winkenden Menschen … mit einem Wort: ideal zum Erholen und Abschalten!

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Fotos: Der Merkys zeigt viel idyllische Landschaft und wenig Schwierigkeiten (links)  /  Ankunft im Camp (Mitte) und verdiente Labung (rechts)

Der Fluss ist großteils eingeschnitten und die Uferbereiche wechseln zwischen verwachsenen Ufern mit sandigen Buchten sowie felsartigen Abbruchzonen in den Außenschlingen, ein paar Bäume hängen in den Fluss und sorgen für Abwechslung, ebenso wie Brückenpfeiler und Badestege. In dieser fast euphorischen Stimmung komme  ich nach rund 30 Minuten im Camp an und gebe diese positive Stimmung weiter. Der Knoten hat sich gelöst und ein Flascherl Uhudler direkt an der Ausstiegsstelle beschließt unser weiteres Vorhaben, noch mindestens einen weiteren Tag hierzubleiben.

Für nächsten Vormittag kann ich mit dem Sohn der Vermieter, mit dem wir uns in Englisch gut verständigen, eine Fahrt mit Gerlinde organisieren, wo er uns eine adäquate Einstiegsstelle zeigen wollte. Pünktlich um 10 Uhr steht er am kommenden Morgen bereit, wir verladen die Skijaks und werden von Marius (Sohn) und Papa einige Kilometer flussaufwärts zu einer Lichtung im Wald gebracht, wo der Einstieg problemlos und mit viel Trara und Fotos abläuft.

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Fotos: Start zur 2. Tour am Merkys unter Mithilfe der Familie Galinis und Impressionen vom Fluss

Auch Gerlinde genießt nach anfänglicher Nervosität bei angenehmen, sommerlichen Bedingungen die gemütliche Befahrung auf dem naturbelassenen Fluss, die inkl. Pause rund 45 Minuten beträgt und mit einem Bad an der Ausbootstelle beim Camp endet. Spaß und Relax runden die Tour ab, wir treffen einige Schlauchbootfahrer, die unsere Skijaks bewundern, und ich drehe unter einigem körperlichen Aufwand einige Videopassagen zur Erinnerung. Am Abend gönnen wir uns die Sauna und am kommenden Tag verlassen wir das Camp mit viel Herzlichkeit gegenüber der netten Betreiberfamilie und dem Bekenntnis wiederzukommen.

TEIL 2 - DAS HÄTTE AUCH SCHIEFGEHEN KÖNNEN

Oder: Die Memel mocht mich von Beginn weg nicht

Mit einem Besuch am höchsten Berg („Erhebung“) des Landes im Osten durchqueren wir Litauen von Ost nach West und gelangen über die Hauptstadt Vilnius und Kaunas bei Vente an das Kurische Haff, das einen außergewöhnlichen Übergang des weitläufigen Memel-Deltas in die Ostsee bildet und direkt gegenüber der Kurischen Nehrung mit ihren ausgedehnten Sanddünen liegt.

 

Das Camp Ventaine liegt direkt am Haff und bietet viel Komfort (inkl. Restaurant und Ausgangspunkt für Touren nach Nida in der Nehrung). Wir kennen die großzügige Anlage von einem Besuch 2015 und von hier sind es nur rund 35 km bis ins Delta. Die Memel – zu Litauisch Nemunas – verzweigt sich an ihrer Mündung ab Rusne in ein ausladendes Delta mit drei Hauptarmen. Diese reizen natürlich zu einer Befahrung bis ins Haff, doch die Länge hält mich von einer Solo-Tour ab. Ebenso verhindern der starke Wind und der dadurch bedingte Wellengang eine Befahrung im offenen Haff.

 

Der gesamte Bereich um die Halbinsel Vente, das Delta und das angrenzende Gebiet um den Fluss Minija sind geschützte Zone als Regionalpark, ein Paradies für Vogelkundler und natürlich auch Kanuten und Paddler. Ich plane im Delta eine kleine Tour zu unternehmen, zumal mich die Nähe zu Russland reizt.

Anmerkung: der linke Seitenarm der Memel ist ab Rusne Grenzfluss zur russischen Enklave Kaliningrad und Sperrgebiet.

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Fotos: Blick auf das russische Memelufer (links) /  Grenzstein in Litauen (rechts)

So beschließe ich eine Tour mit Start auf dem rechten Arm nahe der Brücke ins Delta und plane die Fahrt weiter im Mittelarm bis zu einer Ausstiegsstelle mit Restaurant. Gerlinde wird mich filmisch begleiten und am Ausstiegspunkt erwarten. Nach gelungenem Start und erster Flussquerung geht es zurück zur Gabelung, wo mir die Fischer offensichtlich deuten, ihren ausgeworfenen Angelrouten auszuweichen … eine klare Fehleinschätzung, wie sich herausstellt, denn schon wenige Meter später werde ich von der litauischen Grenzpolizei per Boot gestellt.

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Fotos: Einstieg und Start auf der Memel in Rusne sowie Einfahrt in den Mittelkanal an der russischen Grenze

Im Laufe des englischen Disputs werde ich aufgefordert mich auszuweisen: „I am from Austria and my passport is in the car!“ Ob ich das Sperrschild nicht gesehen habe, denn ich befände mich in der „Border Zone“ – gesperrtes Gelände an der russischen Grenze! Natürlich hatte ich … aber ich dachte, die Grenze verläuft in der Flussmitte.

 

Leider nicht … letztlich war der Grenzpolizist nicht auf Wirbel aus und fordert mich auf, zurückzupaddeln. Gerlinde am Ufer hatte natürlich alles gefilmt – offensichtlich hatte mich der Litauer vor größerem Unheil bewahrt … von bis zu 3 Tagen Schubhaft mit unangenehmen Befragungen hatte ich schon gelesen und die Zeiten für Konfrontation mit Russland sind nicht gerade optimal.

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Fotos: Vom litauischen Grenzboot gestoppt und bange Minuten am Ufer

Nachdem ich unter reger Anteilnahme an der Uferpromenade meine Skijaks umtrage, kann ich im Mittelarm wieder ins Wasser und paddle richtig entspannt Richtung Haff. Am vereinbarten Platz erwartet mich Gerlinde und nach Ausbootung und in Anbetracht der Aufregung gibts zur Belohnung ein ausgezeichnetes Fisch-Dinner direkt am Fluss.

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Fotos: Fortsetzung der Fahrt nach Umtragung der ca. 200 m langen gesperrten "Border Zone" (oben) & Ankunft bei Fischrestaurant mit verdienter Stärkung (unten)

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Abschließend bleibt das Resümee, dass mich die Memel nicht so richtig an sich heranließ und dass mein Abenteuer im Delta auch viel schlimmer hätte enden können. Die Beziehung Skijak und Litauen wird wohl noch an sich arbeiten müssen, um eine freundschaftliche Note zu erhalten.

Nasdrovje.

TEIL 3 - PADDELPARADIES LETTLAND AN MEER, FLUSS UND SEE

Oder: Wetterkapriolen und versöhnlicher Ausklang

In Lettland nicht zu paddeln bzw. Kanu zu fahren ist eigentlich unvorstellbar. Über 10.000 Seen und Flüsse laden zur bedingungslosen wassersportlichen Betätigung ein – vom Meer und seinen rund 500 Kilometern Küste gar nicht zu sprechen.

Eines vorweg: leider spielt vielerorts das Wetter diesmal nicht mit. So muss eine Meeresbefahrung aufgrund der herrschenden Wind- und Wellenverhältnisse auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

Bei unseren früheren Aufenthalten an der lettischen Küste war eigentlich das Bedürfnis gewachsen, hier mit den Skijaks aktiv zu werden … aufgehoben ist nicht aufgeschoben.

 

So reduziert sich der Kontakt zu Küste und Meer auf ausgedehnte Wanderungen an der außergewöhnlichen Dünenlandschaft, die ihresgleichen auf diesem Kontinent sucht. Kilometerlange Sandstreifen ohne Menschen, herrliche Plätze in den hohen Dünen mit Schutz vor dem Wind und Ausblick auf die unvergesslichen Sonnenuntergänge in der Ostsee. Das entschädigt für das entfallene Paddelvergnügen und bedeutet eine rasche Wiederkehr in absehbarer Zeit. Die wechselhaften Bedingungen halten uns aber nicht davon ab, dem Paddelparadies im Nationalpark Gauja einen Besuch abzustatten.

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Foto: Ankunft im Gauja-Nationalpark und idyllischer Stellplatz direkt am Fluss in Cesis

Östlich von Riga schlängelt sich Lettlands Paddelfluss Nr. 1 in einem Riesenbogen durch die Landschaft und zählt zu den beliebtesten Wassersportrevieren des Nordens. Zentren sind Sigulda und Cesis, wo wir ein Camp direkt am Fluss ansteuern. Der Campingplatz Zagarkalns entpuppt sich als Riesengelände entlang des Flusses, wo fast alles unter dem Motto „Kanu & Paddeln“ steht.

 

Die Einrichtungen im Camp sind angesichts der Lage und der Frequenz etwas bescheiden, wir finden einen tollen Platz mit Direktblick auf den Fluss, wo von Beginn weg hunderte Boote aller Kategorien vorbeitreiben. Und das soll sich das ganze Wochenende nicht ändern, wie uns der Betreiber des Kanucamps direkt nebenan versichert. Es ist Freitag und für das bevorstehende Wochenende werden Tausende am Wasser erwartet.

 

Wir kommen auch sofort ins Gespräch, da unsere Skijaks Aufsehen erregen. Spontan vereinbaren wir eine Befahrung von rund 6 km am Fluss und werden für € 20,- von einem jungen Letten per Bus und Anhänger zu einer Einstiegsstelle gebracht. Was wir allerdings nicht berücksichtigt hatten – zu meiner Entschuldigung muss gesagt werden, dass ich aufgrund der schlechten Internetverbindung keinen Zugriff auf die Wetter-App hatte – war der Umstand, dass sich eine Regenzone heranschob.

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Nach unterhaltsamen Start legt auch bald der Regen los und kurz darauf schüttet es wie aus Kübeln. Wir versuchen ruhig zu bleiben und uns die Laune auf dem idyllischen und gemütlichen Fluss nicht vermiesen zu lassen – doch nach kräftigem Blitzschlag und Donner nahe am Ufer, ist es für Gerlinde Zeit, fluchtartig den Fluss zu verlassen und im Schilfgürtel Zuflucht zu suchen. Mich schützt der Hut vor den Regenmengen, Gerlinde behängt sich mit Riesenblättern und einigermaßen geschützt warten wir den heftigen Gewitterguss ab – nass bis auf die Haut sind wir ohnehin bereits …

Fotos: Start zur Skijak-Tour auf der Gauja bei Cesis bei aufziehenden Gewitterwolken

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Die Weiterfahrt ist dann von einer Begegnung mit einem schwimmenden Floß geprägt, auf dem eine Männerrunde kräftig dem Alkohol zuspricht, sich aber vom Wetter unbeeindruckt zeigt, weil sie mit einem Dach ausgestattet sind. Als es knapp vor Cesis noch einmal zu gießen beginnt, nutzen wir ein am Ufer auftauchendes Paddelcamp und stellen uns in einem riesigen Zelt unter. Wir sind völlig alleine auf einer herrlichen Campinganlage und vielen Kanus. Allerdings ist kaum Service bzw. Strom vorhanden – ein herrliches Naturalcamp, wie es entlang der Gauja speziell im Nationalpark sehr viele gibt.

 

Nach Stärkung mit Radler und bei Nachlassen des Regensturms gehen wir an den Endspurt im Wasser und haben kurz danach wieder das Floß überholt und die Straßenbrücke erreicht, die die Zufahrt zu unserem Campingplatz markiert. Schon von Weitem leuchtet unser Wohnwagen am Ufer und diese letzte Etappe bringt endlich die entspannte Paddlerei auf einem durchwegs gemütlichen Fluss, wo uns leider etwas das Wetterglück fehlt.

Fotos: Schutz am Flussufer mit Riesenblättern und Zuflucht bei Regenguss unter einem Zelt am Ufer (Mitte und rechts)

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Als wir am kommenden Abend von einer Tour zum höchsten Berg Lettlands zurückkehren, machen wir noch die interessante Bekanntschaft mit einem Paddlerpaar aus Düsseldorf, das rund 180 km in 8 Tagen mit einem echten, historischen Faltboot zurückgelegt hat. Sie haben eine Woche in der Flusswildnis verbracht, Bären beobachtet, gefischt und das Besondere am Gauja ist sein kreisrunder Verlauf. So ist die Einbootstelle, wo noch ihr Auto steht, nur rund 80 km entfernt. Bis zu 250 km können dadurch mit kurzer Erreichbarkeit gepaddelt werden – dies ist weltweit einzigartig. Zudem halten sich die Schwierigkeiten am Fluss in Grenzen, was den offenen Faltbooten sehr entgegenkommt.

 

Nachdem die Wetterprognose für die Region nicht besonders erfreulich ausfällt, beschließen wir spontan an die russische Grenze weiterzufahren. Ziel ist der Aluksne See nahe dem estnisch-russischen Grenzgebiet, wo auch der höchste Berg des gesamten Baltikums liegt. Wir wollen den Berg und die südestnische Grenzregion in einer Tagestour erkunden, die Befahrung eines Abschnitts am Vöhandu bei Vöru, wo Wolfgang Judmaier 2021 seine legendäre 100-km-Marathon-Tour auf Skijaks geschafft hatte, verwerfen wir diesmal aus Zeitgründen.

 

Dafür setzen wir am kommenden Tag bei herrlichem Sonnenwetter und 23°C einen ausgedehnten Schlusspunkt unter unser Paddelerlebnis Baltikum. Von unserem Camp sind es ca. 2,5 km Wasserweg um eine Halbinsel in die Bucht von Aluksne, wo auf einer Insel die Ruine der „Marienburg“ – dem deutschen Namen von See und Stadt – liegt.

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Ein kleiner Spielverderber bei dieser Tour, die wir sehr ambitioniert im ruhigen, geschützten Wasser unseres Camps starten, sind heftiger Wind und Wellengang, gegen die wir bei der Umrundung der Halbinsel ankämpfen müssen. Wir flüchten sogar einmal in den breiten Schilfgürtel zur Labung und, nachdem wir mit einiger Mühsal in die geschützte Bucht gepaddelt sind, entschließt sich Gerlinde, an der Brücke anzulanden und die Tour abzubrechen.

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Ich selbst fühle mich noch gut und motiviert. Das Training am Trabochersee zeigt seine Früchte und ich paddle alleine weiter, umrunde die Burginsel, fahre unter der „musikalischen“ Brücke durch, die wir am Vorabend besucht haben und lege den Rückweg zum Camp in flotter, von Rückenwind getragener Fahrt ohne viel Anstrengung höchst genüsslich zurück.

 

So haben trotz widriger Verhältnisse die Skijakbefahrungen in Lettland ihren versöhnlichen Ausklang gefunden und die Erkenntnis verstärkt, dass es hier noch sehr Vieles an interessanten Skijakmöglichkeiten zu erkunden gibt – ein Vermächtnis an kommende Jahre und Touren.

Doch eines sollte man dabei nicht vergessen: Blick zum Himmel auf Wetter und Wind … und auf die Wetter-App.

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