
MIT DEM ASK AUF TOUR
seit 1984

SKIJAKTOUR MIT KULTUR UND RENNEN
ERSTE SCHWEDEN-TOUR DES ASK TROFAIACH 1984
Seit 1983 hat sich Schweden einen Platz in der Skijakszene gesichert. Mit der weltweit ersten Klubgründung, einem weit verzweigten Netz an Skijakanbietern und einer ständig wachsenden Aktiv-Community, die von Stockholm aus mit sehr viel Einsatz den Sport verbreitete. Zur 2. Schwedischen Reichsmeisterschaft reiste ein Team des ASK Trofaiach nach Tärnaby.
Den Verdienst, den Skijaksport nach Schweden gebracht zu haben, heimsten wie bereits erörtert zwei Österreicher ein. Auf Initiative der Architekten Hatto Praun und Jürgen Elsnitz war in wenigen Monaten eine höchst aktive Truppe an Skijaksportlern entstanden und nach der Teilnahme von mehr als 20 skandinavischen Gästen bei Kursen und der Internationalen Skijakregatta in Österreich wartete nun die Gegeneinladung zu den Schwedischen Reichsmeisterschaften.

Das Team vor dem Stockholmer Parlament
Der Allgemeine Skijak Klub aus Trofaiach, der Anfang des Jahres 1984 als erster österreichischer Skijakverein gegründet worden war, übernahm mit Freude diese Aufgabe, nachdem man als Ausrichter der 3. Österreichischen Meisterschaft auf der Salza bei Wildalpen zu Pfingsten sich bereits bestens profiliert hatte. Mit 8 Klubmitgliedern nahm man den beschwerlichen Weg Richtung Polarkreis in Angriff und verband bei dieser ersten Klubreise den sportlichen Charakter mit Urlaub, Kultur und Kennenlernen.
ASK-Klubgründer und Obmann Robert Koch erinnert sich in seinen Aufzeichnungen zur Entwicklung des Skijaksports in Österreich an diese umfangreiche und aufregende Reise, die 2 Rennen, jede Menge Kultur- und Naturhighlights beinhaltete und zahlreiche neue Bekanntschaften und Sportfreunde brachte.
Skijaktour nach Nordschweden
Von Robert Koch
Diese Reise führte uns zu unseren neuen Skijakfreunden nach Schweden, wo wir an den dortigen Rennveranstaltungen teilnahmen. Dank der großartigen Unterstützung durch die Fa. Strohmeier, für die wir offiziell zu Präsentations- und Reparaturzwecke mit Firmenbus plus Anhänger unterwegs waren, und durch die Beisteuerung von Klubmitteln wurde dieser erste ASK-Klubausflug zu einem nachhaltigen Erlebnis. Knapp 3 Wochen waren wir unterwegs und legten dabei rund 6.500 km zurück.
Das ASK-Team bestand aus Werner und Kurt Laure, Vera Doncsecs sowie Gerlinde, die im 4. Monat schwanger war, und mir. Dazu kamen noch Rupert Seitner und die beiden Exil-Tschechen Petr Kakes und Jaroslaw Hrynkiv, die etwas später in Nordschweden zu uns stoßen sollten. Nach intensiven Vorbereitungen ging es am 20. August 1984 in Kapfenberg los, mit an Bord auch Erfinder Harald Strohmeier, den wir bis zu seiner Tochter in Bielefeld/Bad Salzuflen mitnahmen.
Anreise mit Nervenkitzel
Geplant war eine „Nachtschicht“ bis Südschweden, wo wir unseren ersten Stopp bei Freunden einlegen wollten. Die Fahrt führte zuerst nach München, wo wir uns bei den Skijakfreunden stärkten, ehe die Nachtfahrt begann. Erstes Hoppala war die Tatsache, dass uns in Anbetracht der fehlerhaften Spritanzeige prompt auf der Autobahn bei Nürnberg der Diesel ausging. Gottseidank war ein Reservekanister an Bord und durch meine angelernten Fähigkeiten, ein defektes Fahrzeug wieder zum Laufen zu bringen, gelang es mir nach einiger Zeit, das Fahrzeug ohne Entlüften wieder zu starten.
Den Großteil am Steuer übernahmen Werner und ich und in den Morgenstunden lieferten wir Harald Strohmeier in Bad Salzuflen in der Nähe von Bielefeld ab. Die Fahrt im Bus wurde zur „Schichtarbeit“, denn ein Teil der Truppe konnte im hinteren Teil des Mercedes-Busses auf einem Bettgestell bestens ruhen und sich ausschlafen.
Nach einer ausgiebigen Frühstückspause nach zweitem Hoppala mit Reifenschaden am Anhänger bei Travemünde und zwei Fährpassagen auf der „Vogelfluglinie“ bei Puttgarden und Helsingör kamen wir kurz nach Mitternacht und knapp 2.000 gefahrenen Kilometern in Tranas an, wo wir von Gunilla Rocen erwartet wurden.
Zuvor hatten wir jedoch einiges an Nervenkitzel hinter uns, denn Gottseidank interessierten sich die Grenzbeamten in Deutschland, Dänemark und vor allem Schweden mehr für unsere Bootsfracht auf dem Skijakanhänger als für das Innere des Mercedes-Busses. Denn um uns den Aufenthalt in Skandinavien einigermaßen finanziell erträglich zu machen, hatten wir „kräftig gebunkert“.
Skandinavien – speziell Schweden und Norwegen – waren für ihr hohes Preisniveau bekannt und vor allem Alkohol konnte nur sehr teuer in staatlichen Läden („Systembolaget“) erstanden werden. Die Einfuhr von Alkohol über 60% war überhaupt verboten und zog schwere Strafen bis hin zu Gefängnis nach sich.
Das Risiko schien uns in Anbetracht des sportlichen Backgrounds der Reise überschaubar, wir hatten ja auch ein offizielles Einladungsschreiben zur „Schwedischen Reichsmeisterschaft“ im Skijak dabei und die doch stattliche Menge an Bier und Wein sowie die „Gastgeschenke“ für unsere Gastgeber – 80%-iger Stroh-Rum (!) – tief im unteren Bereich des Gepäcks versteckt.
An der deutsch-dänischen Grenze machten wir offenbar einen sportlich-ambitionierten und von der Nachtfahrt zerknitterten Eindruck und man ließ uns nach kurzer Kontrolle der Pässe und des Einladungsschreibens ziehen. An der dänisch-schwedischen Grenze wurde es schon heikler, am Steuer saß Werner, der in seiner coolen Art den Zollbeamten unsere Situation erklärte und mit ansehen musste, wie sie unseren Vordermann aus der Reihe holten und das Auto systematisch „zerlegten“.
Nach einer „Inspektion“ des Bootsanhängers und ausgiebiger Befragung kam dann aber das erlösende Handzeichen des Zöllners und unsere Erleichterung war riesengroß. Wir stießen im Bus auf die gelungene „Schmuggelaktion“ an und mit Vollgas ging es von der Fährstation Helsingborg in die schwedische Nacht, die keine absolute Dunkelheit mehr brachte.
Ankunft in Schweden
Untergebracht waren wir privat bei einigen Skijakfans, die auch schon in Österreich dabei waren und unsere schwedischen Gastgeber hatten sich einiges an Programm und Unterhaltung einfallen lassen. Der Höhepunkt dabei war sicherlich die Einladung zum Krebsenessen – eine wahre schwedische Tradition. Zum Auftakt standen wir – nach dezenter Übergabe des Stroh-Rums – einen Kreis bildend rund um den Fahnenmast mit schwedischer Flagge im Garten und sangen die schwedische Hymne, dann wurde es kulinarisch und unterhaltsam.
Während wir, die studentischen Reisenden, kein Problem hatten, uns durchwegs mit Englisch auszutauschen, war vor allem Werners Bruder Kurt auf Kommunikation per Hände, Füße und Mimik mit seinem neu gewonnen Freund Mats Jonebrink angewiesen. Hin und wieder wurden wir um Dolmetschhilfe gebeten, mit steigendem Alkoholspiegel war aber auch das nicht mehr nötig und der Abend wurde zu einem Abenteuer für alle.
Krebsenessen ist ja an und für sich ein kulinarisches Schmankerl, bei dem man sich eigentlich durch die zahlreichen Beilagen wie Käse, Salate und Gepäck satt ist. Für die für uns unbekannte und komplizierte Prozedur des Zerlegens der Krebsgliedmaßen bekamen wir zuerst ein Hütchen aufgesetzt und wurden von den schwedischen Gastgebern in der Handhabung einzeln und persönlich geschult.
Das Ganze wurde dann kräftig hinuntergespült und auch das eine oder andere Schlückchen Schnaps wurde kredenzt – der Stroh-Rum allerdings war für die kalten Winterabende weggeräumt und gesichert … nordische Winter können angeblich ganz schön hart sein.
Am kommenden Tag setzten wir gegen Mittag die Reise fort und gelangten nach rund 4,5 -stündiger Fahrt nach Stockholm bzw. nach Nacka, wo wir im Haus von Familie Praun untergebracht waren. Hatto Praun war gebürtiger Steirer (Mautern), war als Architekt mit seiner Frau Sabine nach Stockholm ausgewandert und hatte den Skijaksport 1982 aus einer Zeitungsannonce kennengelernt. Nach Teilnahme an der ersten Skijak-Promotour in den französischen Alpen im Herbst des gleichen Jahres, beschlossen er und sein Berufspartner Heinz Elsnitz, der ebenfalls aus der Steiermark stammte und den wir in Wildalpen bereits kennengelernt hatten, den Skijaksport nach Schweden zu importieren.
Werner kannte in Schweden viele Leute aus der Szene und wir wurden überall bestens aufgenommen und bewirtet, da wir ja auch in offizieller Mission der Firma Strohmeier unterwegs waren. So gehörte auch die für unsere Geldtaschen äußerst günstige Unterbringung bei den Strohmeier-Geschäftspartnern zu all den Vorteilen, unter denen diese Reise in den hohen Norden überhaupt erst möglich war.
Skijaktiv in Stockholm
In Stockholm hatte man schon auf uns gewartet und unser erster Termin war die Teilnahme an der 1. Offenen Stockholmer Skijakmeisterschaft am See Källtorpssjön in Nacka, die wir uns trotz anstrengender Anreise und Programm nicht entgehen ließen. So machten wir 5 Österreicher die Regatta zum internationalen Event, an dem letztlich rund 60 Starter verzeichnet werden konnten.
Wir nahmen die leichtere 700m-Strecken in Angriff und unsere Ergebnisse waren ob der fehlenden Vorbereitung tadellos: Werner wurde 3. (nur rund 5 sec. hinter Sieger Jürgen Elsnitz), ich schaffte Platz 5 und Kurt Laure wurde 11. Gerlinde belegte bei den Damen ebenfalls Platz 5 und Vera Doncsecs reihte sich auf Platz 10 ein. Bei der anschließenden Siegerehrung waren wir natürlich das „Tüpfelchen auf dem I“.
Im Ambiente des familiären Anschlusses im Hause Praun wurden die Tage in Stockholm natürlich zu einem urlaubsähnlichen Aktivevent, das von zahlreichen Unternehmungen auf Skijaks geprägt war. Mit den Skijakfreunden aus dem Verein, der dem ASK Trofaiach als welterster Klub zuvorgekommen war, verbrachten wir herrliche Stunden am Wasser, vor allem erkundeten wir unter viel Aufsehen die idyllische Wasserlandschaft im Zentrum rund um Königsschloss, Schleuse („Slussen“) und Reichstag.
Ein weiteres Highlight waren Filmdrehaufnahmen am Djurgarden, wo ich –sozusagen auf gerader Linie – quer über Land und Wasser die Stadt eroberte und meine Erlebnisse dabei dokumentiert wurden. Den Abschluss bildete schließlich die Labung an einem Eisstand von Hauptsponsor GB-Glass, der die schwedischen Skijaksportler großzügig unterstütze.
Viel Spaß, städtisches Bummeln und Sightseeing sowie gemütliche Abende mit unseren Skijakfreunden und vor allem mit Familie Praun rundeten die 4 Tage in Schwedens Hauptstadt ab, ehe es weiter in den Norden des Landes ging, wo die Regatta in Tärnaby auf uns wartete.
Weg in den Hohen Norden
Die 12-stündige Fahrt im Kleinbus entlang der Ostsee und dem „Inlandsvägen“ verging sehr kurzweilig mit bekanntem Programm zwischen Spielen und Schlafen sowie großartigen Landschaftseindrücken und das Großartigste wartete zum Abschluss des Tages, als es bei Ankunft in Storuman um 22,00 Uhr noch hell war. Na klar – hier nahe dem Polarkreis wird es auch in den Nächten nicht mehr dunkel, obwohl wir Ende August hatten und sich die Phase der „Mitternachtssonne“ bereits dem Ende zuneigte.
In Storuman waren wir Gast im Camp am See, das zu den Partnern der schwedischen Skijak-Importeure zählte und der kommende Vormittag stand im Zeichen einer ausgiebigen Skijak-Exhibition. Erstmals kam dabei auch das von Werner Laure und Rupert Seitner konstruierte „Skijak-Tandem“ zum Einsatz, das zusätzliches Erstaunen erregte. Am Nachmittag gings weiter ins 130 km entfernte Tärnaby.
Auch dort wurden wir bereits erwartet, da auch ein Teil des schwedischen Skijakteams schon eingetroffen war. Untergebracht waren wir in der malerischen Jugendherberge beim bekannten Fjällhotell, zudem eine der besten Skijaksportlerinnen des Landes, Ann-Kristin Angström, gehörte. Neben den sportlichen Aufgaben war es uns auch möglich, die Region und ihre Naturschönheiten zu bewundern sowie einen Einblick in das Leben der Menschen hier nahe dem Polarkreis zu bekommen.
Tärnaby gilt als die Heimat der schwedischen Ski-Idole Ingemar Stenmark und Stig Strand und im Winter steht hier alles im Zeichen des Skisports. Jetzt im Spätsommer liegt das Hauptaugenmerk auf der Elchjagd und dem Wandersport. Wir fügten noch ein weiteres Highlight dazu: das Schwammerlsuchen. Denn in den Wäldern rund um Ort, See und Fluss waren ein Paradies für diese Ambitionen.
Auch wir beteiligten uns an der Pilzjagd und lernten dabei von einer Finnin, dass so gut wie alles genießbar ist, was hier im Wald wächst … auf die Zubereitung kommt es an! Natürlich war riesiger Spaß dabei und zum Gaudium der anderen Gäste filmten wir unser „letztes Abendmahl“ per Videokamera … falls doch etwas schief gehen sollte.
Zu den größten Schwammerlsuchern mutierten aber unsere Klubkollegen aus München, denn – wie wir später erfuhren – sie finanzierten sich durch den Verkauf der getrockneten Pilze einen Teil der Reise. Diese Reise war schon bei der Anfahrt von einigen Hoppalas geprägt, denn in Ermangelung einiger geografischer Grundkenntnisse verfuhren sie sich in Richtung Kiruna, ehe sie umkehrten und mitten in der Nacht des übernächsten Tages bei uns eintrafen.
Schwedische Skijakmeisterschaft
Zuvor hatten wir bereits einiges an sportlichem Programm absolviert. Neben einer Film- und Erkundungsfahrt auf der Regattastrecke im Tärnaan per Raftingboot stand vor allem eine Erstbefahrung des oberen Ume Älven bei Hemavan auf dem Programm, die Werner, Kurt und ich bewältigten. Nach 2 Trainings auf der schweren Regattastrecke waren wir bereit für die wohl schwierigste Regatta unserer noch jungen Karriere.
Beim Start am 2. September um 11,00 h fielen Schneeflocken vom Himmel und die äußeren Bedingungen samt den Wellen im breiten Flussbett verlangten uns wirklich alles ab. Wir bewältigten die rund 4 km lange Strecke mit einem 2 km langen Schwallstück bis WW3 in etwas mehr als 15 Minuten und kamen erschöpft, aber gut ins Ziel. Für den ASK wurde es sogar ein Riesenerfolg, denn mit den Plätzen 1 (Hrynkiv), 2 (Kakes), 4 (Laure), 12 (Koch) und 13 (Seitner) sorgten wir für ein großartiges Mannschaftsergebnis und gewannen auch die Teamwertung.
Natürlich wurde anschließend kräftig gefeiert und der Erfolg begossen, ehe es am 3.9. Richtung Heimat ging. Mit einem Zwischenstopp in Arvika ging es mit abwechselnden Fahrern am Steuer des Mercedes flott zurück über Dänemark und Deutschland nach Österreich, wo wir am 5.9.84 gegen Mittag glücklich in Trofaiach bzw. in Kapfenberg landeten.
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